• Auf allen Kanälen – Wie Unternehmen Social Media strategisch nutzen

Auf allen Kanälen

Wie Unternehmen Social Media strategisch nutzen

Follow me! Employer Branding, Ich-Marke und Storytelling: HAPEKO-Geschäftsführer Benjamin Thomsen über die Macht von sozialen Netzwerken. Und warum Social Media ganz schön anstrengend sein kann.

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Mehr als drei Milliarden Menschen sind weltweit in Social Media-Netzwerken unterwegs – durchschnittlich in drei verschiedenen. Was nutzt Du und wie oft?

Aktiv nutze ich täglich LinkedIn sowie XING und partiell Twitter, Facebook und Instagram. Bei Letzteren bin ich als passiver Beobachter unterwegs, um herauszufinden: Welche Trends gibt es gerade in diesen Medienkanälen?

Etwa 30 Prozent der User informieren sich regelmäßig via Social Media über Unternehmen und Marken. Also kann man sich eine Abstinenz auf diesen Kanälen als Firma gar nicht erlauben, richtig?

Ja, es stimmt. Man kann sich eine Abstinenz auf diesen Kanälen als Firma gar nicht erlauben. Aber der Auftritt in Social Media wird ja immer komplexer, es geht um Sichtbarkeit. Ich kann das beste Produkt oder die beste Dienstleistung haben – wenn ich nicht sichtbar bin, nutzt mir das als Unternehmen nicht. Deshalb muss man zwangsläufig auf den unterschiedlichen Social Media-Kanälen auftreten, denn die Käufer für die Produkte und Dienstleistungen tummeln sich dort. Einer Präsenz auf Social Media kann man sich also gar nicht mehr entziehen.

Wie erfolgreich ist HAPEKO im Social Media-Recruiting?

Social Media-Recruiting hat zwei wesentliche Facetten. Zum einen gibt es das Active Sourcing, also die Rekrutierung direkt über XING und LinkedIn, da ist HAPEKO anerkanntermaßen sehr erfolgreich. Dazu kommt aber auch das sogenannte Performance Recruiting, das heißt die Ansprache über Facebook und Instagram, wo wir wiederum ganz andere Zielgruppen erreichen – da sind wir ehrlicherweise noch ziemlich am Anfang.

Wie sollte das Social Media-Profil eines Bewerbers idealerweise aussehen?

Wichtig ist, dass man sich sehr genau überlegt: Wie will ich von einem künftigen Arbeitgeber wahrgenommen werden? Wie viel will ich preisgeben? Meine Meinung ist, dass allzu Privates auch privat bleiben sollte. Aber einen professionellen Auftritt im Business-Kontext bei XING und LinkedIn halte ich geradezu für zwingend heutzutage. Man sollte zudem genau darauf achten, mit welchen Fähigkeiten kann ich mich denn gut aufstellen? Was könnte ein Mehrwert für andere Unternehmen sein? Und wie mache ich diese Pluspunkte auf einen Blick deutlich?

Große Player wie Audi oder Hornbach bespielen ganz bewusst verschiedene Kanäle für ihre Zwecke – also Snapchat und YouTube für ganz Junge, Instagram und Facebook für die breite Masse und Karrierenetzwerke wie XING und LinkedIn für die Business-Leute. Da muss man ganz schön auf Zack sein als Unternehmen…

Ja, die Unternehmen müssen sehr genau aufpassen und müssen entscheiden: Was ist eigentlich meine Zielgruppe? Und auf welcher Welle finde ich die jeweilige Zielgruppe – weil die wechselt schon mal und ist plötzlich auf einem anderen Kanal zu finden. Nehmen wir nur mal Facebook. Noch vor fünf Jahren war da auch die jüngere Zielgruppe zu finden. Das ist inzwischen nicht mehr so. Auch der Zustrom zu Instagram hat sich gelegt, jetzt ist gerade Tik Tok bei jungen Leuten total angesagt. Wenn man beispielsweise eine/n Azubi sucht, kann Tik Tok aktuell der beste Kanal dafür sein. Nur, wie gesagt, die Dinge ändern sich auch wieder. So ist abzuwarten, was aus einem Trend wie Clubhouse wird. Ist das ein einmaliger Hype oder wird das bestehen bleiben? Ich bin da noch indifferent.

Wenn wir jetzt von der aktiven Ansprache mal weggehen: Wie kann ein Unternehmen seine Sichtbarkeit erhöhen und seine Marke pushen?

Dafür reicht längst kein klassisches Marketing mehr. Der Virgin-Gründer Richard Branson hat das auf den Punkt gebracht: „Die Mitarbeiter eines Unternehmens sind sein höchstes Gut“. Und so funktioniert im besten Sinne auch Employee Advocacy – also die Förderung einer Marke oder eines Unternehmens durch die eigenen Mitarbeiter. Natürlich ist relevant, welche Bewertungen auch wir bei HAPEKO von unseren eigenen Kolleg:innen zum Beispiel bei Kununu bekommen. Aber ebenso wichtig ist die Haltung unserer Mitarbeitenden, die sich über die verschiedenen Kanäle ausdrückt. Jeder kann somit zu einem Markenbotschafter werden. Und auf diese Weise werden Unternehmensinhalte verbreitet, die auf einem der offiziellen Social Media-Kanäle gar nicht gespielt werden. Selbst wenn ein Mitarbeiter nur eine geringe Anzahl an Followern hat, kann er durch diese Reichweite eine spezielle und wichtige Nische erreichen.

Bereits vor 20 Jahren prognostizierte der Philosoph Georg Franck eine rasant zunehmende Bedeutung der Aufmerksamkeits-Ökonomie. Es gibt heutzutage für die Ich-Marke kein erfolgreicheres Mittel, Aufmerksamkeit zu erlangen als über die vielen Kanäle des Internet. Das ist aber auch anstrengend, oder?

Das ist anstrengend, total. Man wird ja einfach auch reingezogen in die Netzwerke. Nehmen wir als Beispiel Twitter. Ich will über diesen Kanal erleben, wie bestimmte Trends entstehen. Was ich allerdings merke, sind zwei Dinge: Ich vergesse die Zeit, die ich bei Twitter verbringe. Und ich bin nach der Lektüre meist nicht besser gelaunt. Zudem gibt es in Social Media diese selbstreferenziellen Filterblasen – also man umgibt sich nur mit denjenigen Leuten, die dasselbe gut finden und dieselbe Meinung kundtun. Es findet oftmals gar kein echter Diskurs statt. Und wenn man sich dann positionieren soll – als Unternehmen oder Ich-Marke – dann ist das in der Tat anstrengend.

Dazu kommt, dass ein Halbsatz ausreicht, um einen veritablen Shitstorm auszulösen…

Absolut. Ich bin gespannt, wann wir wieder lernen, auch andere Meinungen zuzulassen.

Durch die Pandemie haben Karriere-Netzwerke wie XING und LinkedIn mehr Nutzer gewinnen können. Erleben wir künftig hybride Formen? Also man trifft sich auf Präsenz-Veranstaltungen und bleibt dann über XING und LinkedIn digital miteinander vernetzt?

Ja, das ist ja länger schon so. Man lernt sich auf einer Veranstaltung kennen und hält dann überwiegend über soziale Netzwerke den Kontakt. Doch natürlich sehnen sich die Menschen danach, einander wieder live und in Farbe zu begegnen. Aber wahr ist auch: Das Reiseverhalten hat sich durch Corona drastisch verändert – und wird auch in Zukunft verringert bleiben. Ich erkenne aber ebenso: Bei den Meetings, die online stattfinden, ist die Aufmerksamkeitsspanne deutlich geringer. Das merke ich auch an mir selber. Die Mixtur aus Live-Veranstaltungen und Kontakt über Social Media wird sich jedenfalls weiter verstärken.


Credit

Autorin: Carin Pawlak, Mitglied der Geschäftsleitung HAPEKO

Foto: Jordvdz via Twenty20