Management Summary
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Definition
Active Sourcing bedeutet die direkte Ansprache potenzieller Kandidaten durch Recruiter. Oftmals auch solche, die nicht aktiv auf der Suche einer neuen Position sind. Der Fokus liegt auf dem direkten Kontakt statt passiver Stellenausschreibungen.
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Relevanz
In Zeiten des Fachkräftemangels müssen Unternehmen Talente aktiv gewinnen, statt auf Bewerbungen zu warten. Active Sourcing wird damit zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil im modernen Recruiting.
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Vorteile
Active Sourcing ermöglicht den Zugang zu passiven Talenten, eine gezieltere Auswahl und qualifiziertere Kandidaten. Außerdem können Unternehmen Stellen schneller besetzen und bauen sich einen eigenen Kandidatenpool auf.
Definition: Was ist Active Sourcing?
Im Kern bezeichnet Active Sourcing die proaktive Auswahl und direkte Ansprache von potenziellen Kandidaten durch Personaler bzw. Recruiter. Das heißt konkret: Im Unterschied zum klassischen Recruiting - Unternehmen schalten etwa Stellenanzeigen und warten, bis sich Bewerber auf ausgeschriebene Stellen melden – werden beim Active Sourcing gezielt qualifizierte Personen gesucht und kontaktiert. Oft auch solche, die aktuell gar nicht aktiv auf Jobsuche sind, sogenannte passive Kandidaten.
Die gezielte Recherche von passenden Mitarbeitern und die Direktansprache ermöglichen es, auch jene Talente zu erreichen, die nicht regelmäßig Jobportale besuchen, aber dennoch offen für neue berufliche Herausforderungen sein könnten. Und das lohnt sich, schließlich ist laut Umfrage des Karrierenetzwerkes XING jeder dritte Beschäftigte in Deutschland offen für einen Jobwechsel. Bei den Jüngeren, der Generation Z, ist die Wechselbereitschaft sogar noch höher. Demnach denkt jeder Zweite über einen Jobwechsel nach. Um eben diese wechselbereiten Talente ausfindig zu machen, werden beim Active Sourcing verschiedene Kanäle genutzt – von professionellen Netzwerken wie LinkedIn über Branchen-Events bis hin zu spezialisierten Plattformen.
Warum Active Sourcing für Unternehmen wichtig ist
In der modernen Arbeitswelt haben sich die Bedingungen geändert: Nicht mehr die Bewerber müssen sich bei Unternehmen bewerben. Auch Unternehmen müssen mittlerweile um die besten Talente werben – abhängig davon, wer gesucht wird, trifft dies auch dann zu, wenn es gerade viele Bewerbungen auf offene Stellen gibt. Active Sourcing stellt hierbei für viele Unternehmen einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil dar. Statt zu hoffen, dass ein passender Kandidat sich meldet, werden Unternehmen selbst aktiv und kontaktieren Wunsch-Talente per Direktansprache. Und das lohnt sich:
Zugang zu versteckten Talenten: Durch Active Sourcing erreichen Arbeitgeber auch potenzielle Kandidaten, die nicht aktiv nach einer neuen Stelle suchen.
Gezielte Ansprache von Wunsch-Talenten: Die Suche kann sehr genau auf die Anforderungen der zu besetzenden Position ausgerichtet werden.
Zeitersparnis: Statt Hunderte Bewerbungen zu sichten, konzentrieren sich Recruiter auf exakt passende Profile.
Perfect Match: Die Methoden des Active Sourcing führen oft zu deutlich besseren Matches zwischen Stelle und Kandidaten.
Insbesondere in Branchen mit Fachkräftemangel lohnt sich Active Sourcing, um sowohl offene Stellen erfolgreich zu besetzen als auch Personalengpässen vorzubeugen. Und die Investition in die Active-Sourcing-Methode zahlt sich für Unternehmen langfristig aus, in zweierlei Hinsicht: bei der Qualität der gewonnenen Mitarbeiter wie auch in Form reduzierter Rekrutierungskosten.
Die wichtigsten Active-Sourcing-Methoden im Überblick
Um potenzielle Kandidaten zu identifizieren und anzusprechen, nutzen Recruiter verschiedene Active-Sourcing-Methoden. Welcher Ansatz zum Einsatz kommt, unterscheidet sich je nach Branche, Position und Zielgruppe:
1. Digitale Netzwerke und Plattformen
Die Suche in professionellen und sozialen Netzwerken, das sogenannte Profile Mining, gehört zu den wichtigsten Methoden im Active Sourcing. Je nach Netzwerk können spezielle Tools eingesetzt werden, die das Durchsuchen der Netzwerke automatisieren:
LinkedIn: Die weltweit größte Business-Plattform bietet mit dem LinkedIn Recruiter ein Tool mit umfangreichen Suchfunktionen und Kontaktmöglichkeiten.
XING: Im deutschsprachigen Raum stellt das Netzwerk samt Tool XING TalentManager eine wichtige Quelle für den Kontakt zu Berufstätigen und potenziellen Bewerbern dar.
Fachspezifische Plattformen: Je nach Branche gibt es Nischenforen oder spezialisierte Netzwerke für bestimmte Berufsgruppen, z. B. Stack Overflow für Entwickler.
Social-Media-Kanäle: Auch Facebook, TikTok, Instagram und andere soziale Netzwerke können insbesondere für die Zielgruppe „jüngere Talente“ ergiebige Quellen sein. Möglich ist hier etwa die Hashtag-Suche oder die gezielte Suche nach Profilen, die zu branchen-spezifischen Themen posten.
2. Aufbau eines Talent Pools
Ein gut gepflegter Talentpool ist für jedes Unternehmen Gold wert. Beim Talent Mapping, der Suche nach geeigneten Kandidaten, wird dieser intern angelegt – auch mit Profilen, für die aktuell keine Stelle zu besetzen ist. Ist der firmeninterne Talentpool mit früheren Bewerbern und interessanten Profilen aufgebaut, können Personaler bei Personalbedarf auf bereits vorqualifizierte Kandidaten zurückgreifen. Diese Vorarbeit beschleunigt den Prozess der Stellenbesetzung, setzt aber voraus, dass die gespeicherten Profile regelmäßig gepflegt und aktualisiert werden. Spezielle Talent-Pool-Management-Systeme ermöglichen eine strukturierte Verwaltung.
3. Sourcing auf Events und in Communities
Weitaus persönlicher ist die Kontaktaufnahme offline. Potenzielle Kandidaten lassen sich bei informellen, lockeren Gesprächen auf Veranstaltungen mit Berufsbezug kennenlernen.. Passende Kandidaten finden sich unter anderem:
- auf Fachkonferenzen und Branchenevents
- auf Hochschulmessen und Karriereveranstaltungen
- bei fachlichen Meetups
- bei Alumni-Netzwerk-Events von Bildungseinrichtungen
Türöffner: Die Kunst der erfolgreichen Kandidatenansprache
Die direkte Ansprache von passenden Kandidaten ist also der Schlüssel im Active Sourcing. Dabei zeigt eine individualisierte, gut formulierte Nachricht dem Kandidaten, dass er nicht einfach Teil eines Massenmailings ist, sondern gezielt aufgrund seiner Qualifikationen ausgewählt wurde. Je besser die Nachricht formuliert ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Antwort und auch einer positiven Reaktion.
Um mit der ersten Nachricht zu punkten, sollten Personaler daher folgende Aspekte beachten:
Personalisierung: Die Nachricht sollte zeigen, dass das Profil auch wirklich studiert wurde.
Mehrwert: Klar kommunizieren, warum die Position für den Kandidaten interessant sein könnte.
Konkretheit: Es zählen spezifische Informationen zur Stelle statt vager Andeutungen.
Prägnanz: Kurz und auf den Punkt, ohne dabei oberflächlich zu wirken – das ist die Kunst.
Call-to-Action: Klare Handlungsaufforderung für den nächsten Schritt.
Auf einen Blick: Vorteile und Nachteile des Active Sourcing
Wie jede Recruiting-Methode hat auch Active Sourcing seine Vorteile und Nachteile:
Vorteile:
- Zugang zu passiven Bewerbern, die nicht aktiv suchen
- Gezieltere Auswahl qualifizierter Kandidaten
- Bessere Ergebnisse bei der Besetzung spezialisierter Positionen
- Reduzierte Time-to-Hire
- Aufbau eines eigenen Talent Pools, sprich eines langfristigen Netzwerks potenzieller Kandidaten
Nachteile:
- Zu Beginn höherer Zeitaufwand im Vergleich zu klassischen Stellenanzeigen
- Erfordert spezialisierte Fähigkeiten und, je nach Unternehmensgröße beziehungsweise Bedarf, ggf. auch Tools
- Die Ansprache kann von den Kontaktierten als störend empfunden werden
Rechtliche Aspekte bei der Speicherung von Daten müssen beachtet werden
Active Sourcing aus Kandidatenperspektive
Aber nicht nur Unternehmen profitieren vom Active Sourcing. Auch für Fachkräfte und Bewerber bietet Active Sourcing eine Reihe von Chancen: Sie erhalten zum Beispiel Zugang zu Stellen, die nicht öffentlich ausgeschrieben sind und können ohne aktive Bewerbungsbemühungen neue Karrierechancen entdecken.
Und nicht zu vergessen: Sie befinden sich zudem in einer besseren Verhandlungsposition, da das Unternehmen bereits Interesse signalisiert hat. Besonders für passive Jobsuchende, die mit ihrer aktuellen Position eigentlich zufrieden sind, aber für Jobangebote offen bleiben möchten, bietet das Active Sourcing daher eine nicht zu unterschätzende Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln.
Tipps für Kandidaten: So werden Sie gefunden
Je präsenter und auffindbarer Kandidaten in den relevanten Kanälen sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie beim Active Sourcing entdeckt werden. Um ihre Sichtbarkeit zu erhöhen, können Talente folgende Maßnahmen ergreifen:
- Profile in Businessnetzwerken (LinkedIn / Xing) optimieren und regelmäßig aktualisieren
- Passende berufsbezogene Keywords im eigenen Profil integrieren
- Fachliche Expertise durch Beiträge und Kommentare in relevanten Netzwerken demonstrieren
- In beruflichen Netzwerken generell aktiv sein und Kontakte pflegen
- Status bei Karriereportalen auf "offen für neue Angebote" setzen, ohne den aktuellen Arbeitgeber zu alarmieren
- Außerdem: Teilnahme an Branchenevents und Fachveranstaltungen
Active Sourcing implementieren: So gelingt es Unternehmen
Wer als Unternehmen eine Active-Sourcing-Strategie aufbauen oder optimieren möchte, sollte folgende Aspekte beachten:
- Langfristige Planung: Active Sourcing ist ein kontinuierlicher Prozess, keine einmalige Aktion.
- Spezialisierung: Es ist sinnvoll, eigene Mitarbeiter in der Methode zu schulen oder spezialisierte Recruiter einzusetzen
- Tool-Auswahl: Ebenfalls wichtig ist die Investition in passende Tools und Plattformen.
- Messbarkeit: Klare Key Performance Indicators (KPIs) definieren, um den Erfolg der Methode zu messen.
- Kombination: Active Sourcing mit anderen Recruiting-Maßnahmen sinnvoll kombinieren
- Authentizität: Die Unternehmenskultur authentisch nach außen tragen
Wichtig für den Erfolg ist vor allem die enge Zusammenarbeit zwischen Fachabteilungen und der Personalabteilung. Denn: Nur wenn die tatsächlichen Anforderungen an potenzielle Kandidaten und die Eckdaten der Stelle klar kommuniziert werden, können Recruiter gezielt nach passenden Talenten suchen.
Fazit: Active Sourcing als Schlüssel zum zukunftsfähigen Recruiting
Active Sourcing ist kein Trend im Recruiting, sondern eine bewährte effektive Strategie, auf die viele Personalverantwortliche setzen. Der Grund liegt auf der Hand: Ist der Arbeitsmarkt kandidatengetrieben, ein so genannter Arbeitnehmermarkt, sind Fachkräfte rar; Unternehmen können es sich nicht (mehr) leisten, passiv auf Bewerbungen zu warten. Auch wenn der Markt ein Arbeitgebermarkt ist und Unternehmen keine Schwierigkeiten haben, Bewerbungen auf ihre Vakanzen zu erhalten, muss mehr Masse nicht mit mehr Klasse einhergehen – und es fehlen trotzdem Bewerbungen, nämlich von jenen, die fachlich und kulturell zum Unternehmen passen.
Aber das Umdenken lohnt sich: Suchen Unternehmen aktiv nach passenden Kandidaten, erschließen sie sich einen deutlich größeren Talentpool. So können sie offene Stellen nicht nur schneller, sondern auch mit besser passenden Kandidaten besetzen.
Active Sourcing ist jedoch kein Selbstläufer. Es braucht eine gut durchdachte Strategie, die richtigen digitalen Werkzeuge und vor allem Personaler, die wissen, was sie tun. Der Schlüssel zum Erfolg? Eine persönliche, wertschätzende Ansprache, die gleich beim ersten Kontakt Türen öffnet.
Die Zukunft birgt noch mehr Möglichkeiten: KI-basierte Sourcing Methoden und vorausschauendes „Predictive Sourcing“ verändern das Recruiting grundlegend. Algorithmen werden immer besser darin, die perfekten Kandidaten zu finden und sogar vorherzusagen, wer für einen Jobwechsel offen sein könnte. Unternehmen, die diese neuen Technologien klug einsetzen, werden auch in schwierigen Zeiten die Talente finden und gewinnen, die sie für ihren Erfolg brauchen.
Quellen
- Active Sourcing Methoden (Handelsblatt.com; zuletzt abgerufen am 16.10.2025)
- Active Sourcing: Definition, Nutzen und Umsetzung (Indeed.com; zuletzt abgerufen am 16.10.2025)
- Active Sourcing: Definition, Tipps und Methoden (karriere.at; zuletzt abgerufen am 20.10.2025)
- Was Talent- / Active-Sourcing bringen kann (derstandard.at; zuletzt abgerufen am 20.10.2025)
Hinweis: In diesem Text wird vor allem die männliche Form für personenbezogene Hauptwörter benutzt (z.B. „Personalreferent“, „HR-Manager“). Dies dient allein dem Lesefluss, es sind alle Geschlechter gemeint.