Der andere Weg der Karriereentwicklung

In der modernen Arbeitswelt gewinnt ein Konzept zunehmend an Bedeutung: die interne Mobilität. Dabei werden Mitarbeiter durch verschiedene Karriere- und Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb des Unternehmens gefördert. Was früher als einfacher Abteilungswechsel oder als Beförderung galt, hat sich heute zu einer strategischen Komponente der Personalentwicklung gewandelt, die weit über die klassische Karriereleiter hinausgeht. Was bedeutet interne Mobilität im Detail, welche Formen der Karriereentwicklung sind möglich und warum sollten Arbeitgeber und Beschäftigte gleichermaßen darauf setzen?

HAPEKO-Magazin-Artikel interne Mobilität

Management Summary

  • Bedeutung

    Interne Mobilität bezeichnet den Positionswechsel auf verschiedenen Ebenen innerhalb eines Unternehmens. Der Wechsel kann sowohl auf eine Position auf der gleichen Ebene als auch auf einer höheren Hierarchiestufe erfolgen. Beschäftigte haben dadurch die Möglichkeit, sich innerhalb des Unternehmens weiterzuentwickeln - ohne den Arbeitgeber verlassen zu müssen.

  • Vorteile

    Interne Mobilität bietet zahlreiche Vorteile für Unternehmen. Neben Kosteneinsparungen zählen insbesondere die starke Mitarbeiterbindung, der Ausbau interner Netzwerke sowie die Vertiefung des institutionellen Wissens zu den Pluspunkten. Aus Sicht der Beschäftigten gelten Unternehmen mit internen Entwicklungsmöglichkeiten als besonders attraktive Arbeitgeber.

  • Umsetzung

    Für eine erfolgreiche Umsetzung interner Mobilität ist Transparenz entscheidend - diese kann durch interne Stellenausschreibungen und regelmäßige Mitarbeitergespräche geschaffen werden. Zudem muss in der Führungskultur ein klares Verständnis dafür verankert werden, dass die gezielte Förderung von Mitarbeitern langfristig einen Mehrwert für das gesamte Unternehmen bietet.

Was bedeutet interne Mobilität?

Interne Mobilität beschreibt im Grunde den Positionswechsel von Mitarbeitern innerhalb eines Unternehmens durch den Aufstieg oder die Einnahme einer anderen Stelle. Dieser Wechsel kann horizontal in eine andere Abteilung, vertikal auf eine höhere Position oder eben auch diagonal in einer Kombination aus beidem verlaufen. Im Kern geht es darum, dass Mitarbeiter ihre Jobs wechseln, ohne sich durch eine konventionelle externe Bewerbung etwas Neues zu suchen und den bisherigen Arbeitgeber zu verlassen. 

Dadurch entsteht eine Art interner Talentmarktplatz, auf dem die Kollegen und ihre jeweiligen Erfahrungen, ihre Talente und ihr Engagement im Vordergrund stehen. Man unterscheidet bei dieser Form der internen Bewerbung die folgenden Richtungen:

  • Horizontale Mobilität: Ein Wechsel auf gleicher Hierarchieebene in einen anderen Bereich, als Quereinstieg auch Wechsel in andere Abteilungen
  • Vertikale Mobilität: Ein klassischer Aufstieg in der Hierarchie
  • Job-Rotationen: Ein zeitlich begrenzter Wechsel zum Kompetenzerwerb
  • Projektbasierte Mobilität: Die temporäre Mitarbeit in abteilungsübergreifenden Projekten
  • Geografische Mobilität: Ein besonderer Fall ist die geografische Mobilität, sprich der interne Wechsel zu einer Tochtergesellschaft oder an einen anderen Standort

Und ein interner Jobwechsel wirkt. Die verschiedenen Möglichkeiten der internen Mobilität stärken nicht nur die Mitarbeiterbindung, sondern bringen auch frische Perspektiven in Teams. Wenn zum Beispiel jemand aus dem Marketing einmal - vorübergehend oder dauerhaft - Jobs innerhalb des Produktteams übernimmt, entstehen oft innovative Lösungsansätze.

Laut Gallup-Engagement Index Deutschland 2024 besteht hier aber für viele Organisationen Nachholbedarf. Denn: Laut Umfrage sehen lediglich rund 25 Prozent der Befragten in ihrem jetzigen Unternehmen ausreichend Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln, etwa durch eine interne Bewerbung in einen anderen Bereich oder auf eine bestimmte Position.

Warum Unternehmen auf interne Mobilität setzen sollten

Für Arbeitgeber bietet das interne Recruiting Vorteile. Folgende Gründe überzeugen Personaler und auch das Management:

1. Talente im Unternehmen halten

Der demografische Wandel und der Fachkräftemangel erfordern mehr denn je ein gutes Talentmanagement und die Bindung qualifizierter Mitarbeiter, um die Fachkräftelücke gezielt zu schließen. Interne Entwicklungsmöglichkeiten sind dabei ein oft unterschätzter, aber eben auch entscheidender Faktor: Der LinkedIn 2023 Workplace Learning Report belegt, dass Unternehmen mit etablierten internen Mobilitätsprogrammen eine höhere Mitarbeiterbindung aufweisen. Nach zwei Jahren gaben Befragte, die einen internen Wechsel auf eine andere Position vorgenommen hatten, eine mit 75 % höhere Wahrscheinlichkeit an, im Unternehmen bleiben zu wollen. 

Auch laut dem SHRM Global Culture Report 2023 ist die Bedeutung von Entwicklungsperspektiven nicht zu unterschätzen:  36 % der Befragten nennen fehlende Entwicklungsmöglichkeiten als Hauptgrund für ihre Wechselmotivation und für eine Bewerbung auf eine neue Stelle. Berufliche Wachstumschancen gelten für viele talentierte Mitarbeiter somit als Voraussetzung für eine langfristige Bindung.

2. Wissenstransfer fördern

Wenn Mitarbeiter zwischen Abteilungen wechseln, nehmen sie ihr Wissen mit und sorgen für einen wertvollen, nachhaltigen Wissenstransfer innerhalb des Unternehmens. Ein ehemaliger Marketing-Experte bringt beispielsweise seine Kundenperspektive in die Produktentwicklung ein, während ein IT-Spezialist im Vertrieb technische Expertise beisteuern kann. Die Zusammenarbeit als Team wird somit zu einer permanenten und effektiven Weiterbildung, von der beide Seiten profitieren können.

3. Rekrutierungskosten senken

Die Besetzung offener Stellen durch passende interne Kandidaten spart erhebliche Kosten bei der Personalakquise. Unter anderem entfallen beim internen Recruiting die Kosten für Stellenanzeigen und in der Regel auch etwaige Reisekosten. Auch der Bewerbungsprozess selbst kann effizienter gestaltet werden, da der Bewerbende bereits Teil des Unternehmens ist. Personaldaten sind schon angelegt, die Bewerbung selbst ist verschlankt und auch die Termine für Gespräche können meist flexibler und kürzer gestaltet werden. 

Ist der Wechsel entschieden, entfallen zusätzlich lange Einarbeitungszeiten, da die Mitarbeiter bereits mit der Unternehmenskultur und den grundlegenden Prozessen vertraut sind. Und das Gute ist: Auch die Arbeitsweise und das Engagement des Bewerbers sind in der Organisation bekannt. Sprich, die Personalakquise selbst ist auf der sicheren Seite, und Einstellungen auf interne Bewerbungen haben eine deutlich höhere Qualität.

4. Innovation und Flexibilität fördern

Unternehmen, die auf interne Mobilität setzen, schaffen zudem eine dynamischere und vielfältige Organisationsstruktur. Die Durchmischung von Teams mit unterschiedlichen Erfahrungen fördert kreatives Denken und innovative Lösungen – ein Wettbewerbsvorteil in schnelllebigen Märkten.

Noch dazu verändert die gezielte Förderung interner Jobwechsel auch die Unternehmenskultur oft zum Positiven. Es werden flachere Hierarchien geschaffen und Mitarbeiter werden ermutigt, über den Tellerrand zu schauen. Der Erfolg: Die Innovationskraft steigt, während die Fluktuation deutlich zurückgeht. 

Warum interne Mobilität für Arbeitnehmer zum Gamechanger wird

Für viele Beschäftigte stellt der interne Stellenwechsel eine attraktive Alternative zur Kündigung dar. Statt den kompletten Neuanfang zu wagen, können sie in einer vertrauten Umgebung neue Herausforderungen angehen. Die Möglichkeit, sich innerhalb des Unternehmens entwickeln zu können, weckt und stärkt die Motivation.

Diese Form der Karriereentwicklung ist bei Arbeitnehmern beliebt. Laut Cornerstone Talent Studie aus dem Jahr 2023 stehen 73 Prozent der Arbeitnehmer neuen Aufgaben im Unternehmen offen gegenüber. Und diese Bereitschaft bzw. dieses Potenzial sollten Unternehmen nutzen, um die Arbeitgeberqualität in den Augen der Beschäftigten zu verbessern.

Die Vorteile eines internen Wechsels beim gleichen Arbeitgeber liegen auf der Hand:

  • Persönliche und berufliche Entwicklung

    Ein Positionswechsel innerhalb des Unternehmens eröffnet die Möglichkeit, neue Fähigkeiten zu erwerben, bestehende Kompetenzen auszubauen und den eigenen Lebenslauf zu bereichern. Deutlicher Pluspunkt beim internen Wechsel: die gewohnte Umgebung. Nicht nur der Arbeitgeber, sondern auch das Umfeld mit geschätzten Kollegen bleiben gleich – ein echter Motivationsschub für viele Arbeitnehmer. 

  • Karrierefortschritt ohne Unternehmenswechsel

    Auch der nächste Karriereschritt wird erleichtert. Wer beruflich vorankommen und die Karriereleiter emporsteigen möchte, muss nicht zwangsläufig das Unternehmen verlassen. Durch den internen Stellenwechsel können Mitarbeiter neue Karrierestufen erklimmen, ohne auf die bereits erworbenen Vorteile, die sich durch die Betriebszugehörigkeit ergeben, verzichten zu müssen. Eine externe Bewerbung stellt in der Regel eine größere Hürde dar. 

  • Netzwerke und tieferes Unternehmensverständnis

    Nicht zu vergessen: Mit jedem Positionswechsel erweitern Beschäftigte ihr internes Netzwerk und vertiefen ihr Verständnis für die Gesamtorganisation. Dieses institutionelle Wissen kann sich als unschätzbarer Vorteil erweisen – sei es bei der Lösung komplexer Probleme, bei der Umsetzung neuer Strategien oder bei weiteren Karriereschritten. 

Wie Unternehmen interne Mobilität erfolgreich implementieren

Möchten Sie als Firma von den Vorteilen der internen Mobilität und eines internen Talentmarktplatzes profitieren? Mit den folgenden Strategien und Maßnahmen fördern Sie gezielt die Mitarbeitermobilität in Ihrem Unternehmen.

1. Transparente Karriereoptionen

Mitarbeiter sollten klar erkennen können, welche Entwicklungsmöglichkeiten im Unternehmen bestehen. Transparente Jobbeschreibungen und regelmäßige Mitarbeitergespräche mit Vorgesetzten und Personalern helfen dabei, realistische Perspektiven aufzuzeigen und Talente früher zu entdecken.

2. Interne Stellenausschreibungen fördern

Alle offenen Positionen sollten zunächst intern ausgeschrieben werden, bevor sie extern veröffentlicht werden. Dies signalisiert den Mitarbeitern, dass ihre Entwicklung (und ihr Verbleib) im Unternehmen Priorität hat. Eine moderne HR-Plattform als Talentmarktplatz hilft hier, auf mögliche Karrierechancen aufmerksam zu machen, egal ob neue Position oder temporäre Projekteinsätze. Je nach Plattform kann ein solcher interner Talentmarktplatz passende Karriereoptionen direkt mit möglichen Kandidaten verknüpfen, die entsprechende Skills, Erfahrungen und Kompetenzen mitbringen. 

3. Vorgesetzte als Mobilitätsförderer gewinnen

Führungskräfte sollten nicht als "Talentblocker" agieren, sondern die Entwicklung ihrer Teammitglieder auch über Abteilungsgrenzen und Jobs hinweg unterstützen. Dies erfordert ein Umdenken in der Führungskultur und entsprechende Anreizsysteme. Denn: Interne Mobilität erfolgreich im Unternehmen zu implementieren, erfordert mehr als nur Lippenbekenntnisse. Es braucht eine echte kulturelle Veränderung, bei der Führungskräfte verstehen, dass die Förderung von Talenten – auch wenn sie die eigene Abteilung verlassen – langfristig dem gesamten Unternehmen nutzt.

4. Mentoring- und Rotationsprogramme etablieren

Strukturierte Programme für Job-Rotationen, Mentoring und temporäre Projekteinsätze erleichtern den Einstieg in neue Aufgabenbereiche und fördern den Wissensaustausch zwischen Abteilungen. Upskilling und Reskilling stellen dabei wichtige Strategien zur beruflichen Weiterentwicklung dar, um die Fähigkeiten der Mitarbeiter zu fördern beziehungsweise sie auf neue Rollen vorzubereiten.

5. Erfolgsgeschichten teilen

Wenn Mitarbeiter durch interne Mobilität erfolgreich neue Karrierewege gehen, können diese Erfolgsgeschichten über das Intranet oder Mitarbeitermagazine unternehmensweit kommuniziert werden, um zu zeigen, was möglich ist. Das Teilen mit der Belegschaft kann dazu beitragen, andere zu inspirieren und so eine positive Kultur der Mitarbeiterentwicklung zu etablieren.

Die Personalabteilung als Mobilitäts-Dirigent

Wer orchestriert diesen Wechsel der Talente im Unternehmen? Die Personalabteilung spielt hier eine entscheidende Rolle – als Talent-Scout im eigenen Haus und auch als Wegbereiter für konkrete Entwicklungschancen.

In der Praxis bedeutet das, dass HR-Teams als Brückenbauer zwischen ambitionierten Mitarbeitern und den Bedürfnissen des Unternehmens agieren. Die Personalabteilung arbeitet dabei auf mehreren Ebenen:

Als strategischer Partner der Geschäftsleitung:

  • Sie analysiert, in welchen Bereichen Fachkräfte fehlen oder bald fehlen werden.
  • Sie erkennt, wann ein Team frische Impulse braucht – zum Beispiel kann ein Marketingteam durch die Integration eines ehemaligen Kundenservice-Mitarbeiters kundenorientierter denken.
  • Sie berät Manager, ob eine Stelle intern besetzt werden sollte oder externe Expertise nötig ist.

Als Beratung für Talente:

  • Sie macht offene Positionen transparent – nicht nur durch Stellenausschreibungen im Intranet, sondern auch durch z. B. "Meet-the-Department"-Events, bei denen Teams ihre Arbeit vorstellen.
  • Sie begleitet Mitarbeiter aktiv durch den Wechselprozess – vom ersten Austausch über entsprechende Upskilling- bzw. Reskilling-Maßnahmen bis zur Einarbeitung am neuen Arbeitsplatz.

Als Prozessgestalter:

  • Sie sorgt dafür, dass Stellenwechsel reibungslos verlaufen – mit klaren Übergabeplänen und Einarbeitungskonzepten.
  • Sie passt Verträge an.
  • Sie entwickelt Programme für temporäre Projekteinsätze oder Job-Rotationen, die Mitarbeitern neue Erfahrungen ermöglichen, ohne gleich die Stelle zu wechseln.

Fazit: Interne Mobilität als Win-Win-Strategie

Die moderne Arbeitswelt, die von Wandel, Verdichtung und auch in der Rezession vom Fachkräftemangel geprägt ist, unterstützen interne Stellenwechsel die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Für Arbeitnehmer bieten sie die Chance, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln, ohne die Sicherheit und Vorteile des vertrauten Arbeitsumfelds aufzugeben. Für Arbeitgeber wiederum bringt internes Recruiting einen effizienteren Wissenstransfer und letztlich auch eine größere Innovationskraft mit sich. Nicht zu vergessen: die höhere Mitarbeiterbindung. Wer heute einen internen Stellenmarktplatz fördert, investiert daher in eine nachhaltige Zukunft – und schafft die Grundlage für langfristigen gemeinsamen Erfolg.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt dabei einerseits in einer entsprechenden Unternehmenskultur, die eine solche Veränderung und die persönliche Entwicklung des Einzelnen aktiv fördert. Aber eben auch im Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bereit sind, die Komfortzone zu verlassen und sich auf anderen Positionen neuen Herausforderungen stellen. 

Weitere Quellen: 

  1. Mitarbeiterbindung: Maßnahmen und Chancen interner Mobilität (Artikel auf Cegid.com) (zuletzt abgerufen am 29.07.2025)
  2. Was ist interne Mobilität? (Blog von Workday.com) (zuletzt abgerufen am 29.07.2025)
  3. Interne Mobilität – Best Practices für Engagement und Mitarbeiterbindung (Artikel auf LinkedIn Learning) (zuletzt abgerufen am 29.07.2025)

Hinweis: In diesem Text wird überwiegend die männliche Form für personenbezogene Hauptwörter benutzt (z.B. „der Mitarbeiter“, „der Arbeitgeber“). Dies dient allein dem Lesefluss, es sind alle Geschlechter gemeint.

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