• Bei einer Personalberatung bewerben: Vorteile für Jobsuchende

„Ich darf niemandem ein X für ein U verkaufen.“

Bewerben bei einer Personalberatung anstatt direkt bei einem Unternehmen? Jan Hinrich Thies, Senior Personalberater bei HAPEKO in Hamburg, erläutert im Gespräch, wie Berater und Headhunter im Recruiting agieren – und wie Bewerbende mit nur einer Bewerbung ihre Chancen auf eine neue Stelle vervielfachen. Das Erfolgsrezept? Der Mix aus Expertise, Diskretion, Transparenz und Feedback.

Das Interview im Überblick:

Leserinnen und Leser erfahren, welche Vorteile es hat, sich bei einer Personalberatung zu bewerben:

  • Der Prozess verläuft diskret
  • Intensiver Austausch mit dem Personalberater zur ausgeschriebenen Vakanz
  • Die Reichweite der eigenen Bewerbung erhöht sich deutlich
  • Transparenz und Feedback während des gesamten Bewerbungsprozesses



Ich bin auf Job-Suche. Warum sollte ich mich bei einer Personalberatung auf eine Stellenanzeige bewerben? Ist das denn nicht ein „Umweg“ für mich, wenn ich mich nicht direkt beim Unternehmen bewerbe?

Jan Hinrich Thies: Es ist tatsächlich kein Umweg. Denn der Personalberater, der eine Anzeige im Auftrag eines Unternehmens schaltet, agiert als verlängerter Arm der Personalabteilung. Personalberatungen entlasten Arbeitgeber. Durch Personalberatungen wird die Personalgewinnung professionalisiert – und effizienter.

Oft handelt es sich bei den Stellenanzeigen um besondere Vakanzen, bei denen das Profil oder die Erfordernisse für die Rolle speziell sind. Oder ein Unternehmen benötigt sehr viel Personal und kann dem selbst nicht mehr Herr werden. In solchen Fällen wenden sich Unternehmen oder Personalabteilungen an uns als Personalberatung und lagern das Recruiting, die Suche und Ansprache potenziell geeigneter Kandidaten und Bewerber aus.

Denn wir können uns sehr zielgerichtet mit der Stelle und den Interessierten beschäftigen und uns die Zeit nehmen, mit nahezu allen Bewerbenden in den Austausch zu gehen. Dies ermöglicht uns eine genauere Prüfung und Betrachtung. Wenn etwa der Lebenslauf nicht auf bestimmte, gesuchte Qualifikationen hinweist, können wir im persönlichen Gespräch dennoch herausfinden: Diese Person hat die Qualifikation, die für die spezielle Stelle wichtig ist. Das kann ich als Personalberater leisten, während eine „normale“, Personalabteilung, die für alle Stellen im Unternehmen zuständig ist, dafür häufig kaum Kapazitäten hat.


Ich schreibe also eine Bewerbung für eine offene Stelle, und ein Personalberater befasst sich eingehend mit mir und meiner Qualifikation? Das ist ein Vorteil für mich?

Wir als Personalberater versuchen, „hinter die Fassade“ zu schauen und gehen deshalb mit der einzelnen Person in einen Austausch. Wenn wir irgendwo ein Zeichen entdecken, dass es passen könnte, auch wenn dies in den Papieren vielleicht nicht so deutlich geschrieben steht, dann ist es unsere Aufgabe, dies im Gespräch mit der Person herauszufinden. Denn wir prüfen: Passt der Typ Mensch zu dem, was ihn im Unternehmen erwartet?

Also: Man muss sich bewerben und sich auf ein Bewerbungsgespräch mit dem Personalberater einstellen – hat dann aber eine gewisse Freiheit. Der Personalberater ist eine unabhängige Partei und damit eine erste und wichtige Informationsquelle für die Bewerbenden. Der Bewerber selbst käme vielleicht gar nicht direkt mit dem Unternehmen in Kontakt oder die Stelle ist exklusiv und gar nicht woanders ausgeschrieben. Im Gespräch mit dem Personalberater eruiert man gemeinsam: Ist dieser Arbeitgeber für mich interessant? Welche Perspektiven bietet mir die Stelle? Es ist nicht unbedingt immer sofort erkennbar, welches Unternehmen die Stelle ausschreibt. Hier haben Bewerber die Wahl: Sie können ihre Bewerbung jederzeit zurückziehen, wenn sie erfahren, um welches Unternehmen es sich handelt, etwa, weil in einer Branche angesiedelt ist, die sie für sich persönlich ausschließen.

Darüber hinaus können Bewerbende ein hohes Maß an Diskretion erwarten. Das ist vor allem wichtig, wenn man sich in sehr kleinen Branchen oder aus ungekündigter Position heraus bewirbt. Durch den „Zwischenschritt“ Personalberatung haben Bewerbende eine höhere Sicherheit, dass ihre Bewerbung auch diskret behandelt wird.

Zudem ist die Bewerbung absolut kostenlos – genauso wie bei anderen Stellenanzeigen auch.


Personalberater haben also zwei Zielgruppen? Ihre Kunden auf Unternehmensseite und ebenso die Bewerbenden?

Das stimmt. Wir haben unsere Kunden, die Unternehmen, die Unternehmenskultur und die Erfordernisse der Stelle kennengelernt und womöglich sogar mit der Fachabteilung und dem Team gesprochen. So haben wir uns ein umfassendes Bild gemacht – und zwar deutlich besser, als dies Bewerbende anhand der Stellenanzeige abschätzen könnten, die sie zum ersten Mal sehen. Diese Hintergrund-Informationen sind ein Vorteil für unsere zweite Zielgruppe, Bewerbende, weil wir gemeinsam erarbeiten können: Ist dies ein Umfeld, sind dies Bedingungen, die sie sich als Arbeitsplatz vorstellen können? Gibt es Fragen, die man aber lieber nicht dem Unternehmen selbst stellen möchte?

Wir als Personalberater können aufgrund unserer Erfahrungen abschätzen, ob die Person, die vielleicht noch nicht alle nötigen Kenntnisse oder Qualifikationen mitbringt, gut als Mensch in das Team und ins Unternehmen passt. Eine 100-Prozent-Übereinstimmung ist so gut wie nie gegeben. Aber eine 70- bis 90-prozentige Übereinstimmung zu finden, zu erkennen, dass Mensch und Stelle gut zusammenpassen, und diese beiden dann auch zusammenzubringen, das ist unsere Aufgabe als Personalberater.


Das heißt, Personalberater stellen Bewerbende auch nur dort vor, wo es Chancen auf eine Stelle gibt? Bewerbende sind nicht automatisch in einem Pool und wissen nicht, was mit ihren Unterlagen passiert?

Bewerbende erfahren nach einem Gespräch grundsätzlich, ob und wie die Zusammenarbeit weitergeht, welche die nächsten Schritte im Prozess sind. Personalberater spiegeln, ob sie eine Übereinstimmung mit der Stelle sehen oder nicht – und aus welchen Gründen sie zu dieser Einschätzung kommen. Manchmal passt es nicht, aber mir fällt bereits eine alternative Stelle ein, deshalb stelle ich die Person trotzdem vor. Oder: Es passt einfach nicht gut genug, und in diesem Prozess geht es für diese Person nicht weiter. Aber ich weiß vielleicht, dass derzeit viele Unternehmen Personen mit dieser Qualifikation suchen. Gute Personalberatungen haben nämlich auch Zugang zum so genannten verdeckten Stellenmarkt.

Und: Bei HAPEKO haben Bewerbende haben jederzeit die Kontrolle über ihre Daten. Die Unterlagen werden niemals ohne vorheriges Einverständnis verschickt, nicht bei der ersten Bewerbung und nicht später. Wenn wir eine neue Stelle haben, von der wir denken, die Person könnte passen, kontaktieren wir als Erstes diese Person und fragen sie, ob wir ihre Unterlagen an ein weiteres Unternehmen senden dürfen.


Wenn ich auf meine Bewerbung eine Absage erhalten sollte, bleibe ich trotzdem im sozialen Netzwerk von Personalberatern? Meine Unterlagen sind in der Datenbank?

Genau. Und damit vervielfachen Bewerbende quasi die Reichweite ihrer Bewerbung bzw. ihre Chancen, erneut vorgestellt zu werden. Entweder beim selben Unternehmen für eine andere Position, oder bei anderen Unternehmen, die in Kürze ebenfalls Personal suchen. Selbst wenn es also nicht beim ersten Anlauf klappen sollte, bleiben die Unterlagen und die Argumente, die für die Person sprechen, erhalten. Bewerber profitieren davon, im Datenpool zu sein, weil sie dann auch regelmäßig gefunden werden können, wenn neue Stellenanzeigen hereinkommen, so dass sich die Chancen erhöhen, dass in Zukunft ein Match für eine andere Vakanz zustande kommt. Das ist ein anderer Weg, als sich selbst Stellenanzeigen herauszusuchen und sich bei mehreren Unternehmen eigenhändig zu bewerben.

Die Unterlagen bleiben so lange im Pool, bis wir diese nach DSGVO-Vorgaben löschen oder bis die Bewerbenden einen anderen Job gefunden haben und selbst um die Löschung ihrer Daten bitten.


Was passiert, wenn der Personalberater denkt, es könnte passen? Und es steht ein Vorstellungsgespräch an, mit dem Unternehmen?

Auch wenn es darum geht, das Unternehmen kennenzulernen, kann ein Bewerber eine gewisse Unterstützung bei der Vorbereitung erwarten, das gehört in jedem Fall dazu. Und diese geht über den Tipp hinaus, sich vorher mal die Unternehmenswebsite anzusehen. Idealerweise begleiten wir auch die persönlichen Gespräche als stille Zuhörer, damit wir Feedback in beide Richtungen geben können. Wir melden beiden Parteien gezielt zurück, wie wir das Gespräch empfunden haben, was gut gelaufen ist – und was eventuell nicht.


Personalberater stehen zwischen den beiden Parteien – Arbeitgeber und Job-Interessierten. Falls Gespräche und Verhandlungen mal „haken“: Wird dann im Sinne beider vermittelt?

Wenn es um Nuancen geht, reden wir natürlich miteinander und mit beiden Seiten – sonst würden wir ja schlecht beraten.

Manchmal kann ein Unternehmen flexibel beim Stellenprofil sein – und manchmal sind bestimmte Dinge zwingend erforderlich. Für bestimmte Tätigkeiten benötigt man nach deutschem Recht bestimmte Zertifikate, Ausbildungen oder Nachweise, da gibt es üblicherweise wenig Spielraum.

Manchmal haben sich beide Seiten aufeinander zu bewegt, sind sich aber immer noch nicht einig. Dann können wir als Berater etwa betonen: „Es gibt hier keine 100 Prozent, für keinen von euch. Wir haben hier für alle 80 Prozent der Wünsche erreicht – dies ist ein sehr gutes Ergebnis.“ Unsere Frage an Mandanten, die vielleicht zweifeln, ist: Was kostet es euch, wenn ihr die Stelle weiterhin nicht besetzt, anstatt mit einer sehr guten Person, die zu 80 Prozent passt?

Es geht nicht um die reine Personalvermittlung, sondern um die nachhaltige und dauerhafte Besetzung von Vakanzen, um Verbindungen zwischen Menschen und Unternehmen, die passen. Mein Job als Personalberater ist, den Einzelfall zu betrachten und das zu beurteilen, was wir „Passung“ nennen.


Personalberater haben eine Moderatoren- und Filter-Rolle: Sie können Bewerbende also darauf hinweisen, dass sie z.B. sehr gut ins Team passen und ihnen auch deutlich spiegeln, was sie in der neuen Position erwartet?

Deshalb nenne ich mich Berater – und nicht Headhunter. Der Kandidat muss ein gutes Gefühl haben. Ich als Berater bin der erste Eindruck, den Job-Interessierte von einem Unternehmen haben, das sie selbst im Zweifel nicht kennen. Ich muss transparent und aufrichtig sein und darf auch niemandem ein X für ein U verkaufen. Ich liefere beiden Seiten eine Einschätzung, zu der sie selbst so vielleicht gar nicht kommen oder kommen könnten - die „ungeschönte Wahrheit“, sozusagen.



Hinweis: HAPEKO verwendet in diesem Text für die Bezeichnungen von Personen die männliche Form (z. B. „Kandidat“). Dies dient allein dem Lesefluss, es sind alle Geschlechter gemeint.


Credits:

Autorin: Julia Engel

Foto: Christoph Niemann

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