• Führungsarbeiter schlägt Motivationskünstler

Nehrings Aufschlag

Führungsarbeiter schlägt Motivationskünstler

Seit der Einführung des Begriffs der „Seele“ gibt es wohl kaum ein anderes Konstrukt, das ähnlich gegenstandslos ist und doch so erfolgreich bemüht wird wie die „Motivation“. In Unternehmen sind sich Führungskräfte und Belegschaft selten so einig wie beim Thema, der „Motivation“ eine Schlüsselrolle bei der Leistungsentfaltung zuzuweisen. Recht häufig sehen Führungskräfte es auch deshalb als ihre Aufgabe an, Motivation zu fördern und zu erhalten. Denn führt nicht höhere Motivation zu besserer Leistung?

Das ist eine Glaubensfrage und sehr kurz ist der Weg zum heiligen Krieg. Der Glaubenssatz ist allerdings tief verankert. Und weil die Motivation ein Konstrukt ist, kann da auch jeder sein Konstrukt nach Belieben zusammenbasteln. So werten die meisten Menschen Motivation als etwas Positives, obgleich eine Peitsche oder die Androhung einer Kündigung sehr wohl motivierend wirken kann. Die Wissenschaft hat es jedenfalls redlich versucht, zwischen Mittel „Motivation“ und Zweck „Leistung“ einen Zusammenhang zu erkennen, allein es ist ihr nicht geglückt. So ganz stimmt das nicht, denn es gab einen Zusammenhang, nämlich den, dass Leistung eher zu positiver Motivation führt.

Darin liegt ein wirtschaftlich zuckersüßes Versprechen: Konzentriere Dich auf die Leistung und Du erntest Leistung und positive Motivation! Allerdings wird Führung dadurch keinesfalls leichter. Denn statt die positive Stimmung der Leistungserbringer á la TSCHAKKA zu bespielen, geht es nunmehr um die richtige Einschätzung und Koordination von Umständen, Ressourcen, Können und Aufgaben, die dazugehörige adressatenbezogene Kommunikation und das geeignete Maß an Kontrolle beim Mühen um die Zielerreichung. Leistungsorientierte Führung ist harte Arbeit und noch mehr Können!

Führungsarbeiter oder Motivationskünstler? Wer sich diese Frage stellt, sollte unbedingt den WM-Film ‚Deutschland – Ein Sommermärchen‘ sehen mit dem Motivationskünstler Klinsmann und dem Führungsarbeiter Löw – vermutlich entscheiden Sie danach klarer. Später wurde Löw ohne Klinsmann Weltmeister und was wurde nochmal aus Klinsmann ohne Löw?

Aber Klopp! – ruft die innere Stimme. Na ja, beides zu sein und zu können, ist eine Traumkombination– jedoch Typen wie Klopp sind einer unter tausend. Als Personaler auf solche Unwahrscheinlichkeiten hin eine Führungskultur zu etablieren, wäre zu riskant. Der bessere Weg zu einer guten Lebens- und Leistungskultur im Unternehmen ist die leistungsorientierte Führung, nennen Sie sie meinetwegen das Neue Tschakka!


Credit

Autor: Christoph Nehring, Gründer & Gesellschafter HAPEKO

Foto: Nick Gurr / HAPEKO